Indonesiens Automobilbranche bewegt sich mit vorsichtigem Optimismus in Richtung 2. Halbjahr 2025. Nach einem schwierigen Jahr 2024 mit rückläufigen Verkaufszahlen findet eine allmähliche Erholung statt. Der Ausblick der Branche wird von verschiedenen Faktoren geprägt: staatliche Anreize für Elektrofahrzeuge, wachsendes Interesse an grüner Technologie und anhaltende Investitionen in Infrastruktur.
Trotz eines abgeschwächten wirtschaftlichen Umfelds bleibt das Wachstumspotenzial der Branche hoch – angetrieben durch steigende Binnennachfrage, wachsende Exporte und fortlaufende ausländische Investitionen in Produktion und EV-Infrastruktur. Aktuellstes Beispiel war Anfang Juni die Eröffnung der neuen Produktionsanlage von Daimler Trucks in Cikarang, wo künftig 5.000 Nutzfahrzeugeinheiten vom Band laufen werden, darunter Lkw und Buschassis, gegenwärtig für den Inlandsmarkt, perspektivisch aber für auch für den Export in die Region.
Aktuelle Marktlage
Seit über einem Jahrhundert nimmt Indonesiens Automobilindustrie eine führende Rolle in Südostasien ein und trägt wesentlich zur nationalen Wirtschaft bei. Nach einem Einbruch während der COVID-19-Pandemie erholte sich der Sektor 2022 und übertraf die Marke von einer Million verkauften Einheiten. 2024 hingegen stellte sich ein schwierigeres Umfeld ein: Der indonesische Automobilverband GAIKINDO senkte sein Verkaufsziel von 1,1 Millionen auf 850.000 Fahrzeuge.
Das Jahr 2024 endete mit 865.723 im Großhandel verkauften Einheiten – ein Rückgang von 13,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hauptursachen für diesen Rückgang waren eine geschwächte Kaufkraft der Verbraucher, veränderte Konsumpräferenzen und steigende Zinsen, die sich über das Jahr hinweg negativ auf die Verkaufsleistung auswirkten.
Mit dem Eintritt in das Jahr 2025 zeigt die Branche jedoch erste Anzeichen einer stabilen Erholung, obwohl die Verkaufszahlen im Januar noch verhalten ausfielen. Im Vergleich zu 2024 deuten die Zahlen auf eine stabilere Entwicklung hin – mit leichten monatlichen Schwankungen, aber insgesamt positiver Tendenz.
Vergleich des Fahrzeugabsatzes in Indonesien
Januar – April 2024 vs. 2025
Quelle: Marklines, GAIKINDO
Immer mehr indonesische Verbraucher entscheiden sich für umweltfreundliche und kraftstoffeffiziente Fahrzeuge – ein Trend, der sich besonders in den steigenden Verkaufszahlen von Hybridfahrzeugen (HEVs) und batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) zeigt, selbst wenn der Gesamtmarkt stagniert. Insbesondere Hybride verzeichnen starke Verkaufszahlen, angeführt von etablierten Marken wie Toyota und Suzuki, die sich in diesem Segment einen soliden Ruf erarbeitet haben.
Dieses veränderte Konsumverhalten lässt sich auf mehrere Ursachen zurückführen: steigende Kraftstoffpreise, zunehmende Umweltbedenken sowie eine jüngere, umweltbewusste Käuferschaft. Staatlich geförderte finanzielle Anreize beschleunigen die Verbreitung von EVs zusätzlich. Für Elektrofahrzeuge und Busse mit einem lokalen Produktionsanteil (TKDN) von mindestens 40 Prozent gewährt der Staat eine Mehrwertsteuersenkung um 10 Prozentpunkte – von 12 auf effektiv 2 Prozent. Bei einem lokalen Anteil von 20 bis 40 Prozent wird die Steuer um 5 Prozentpunkte reduziert. Diese Steuervorteile, kombiniert mit dem nationalen Ziel, bis 2035 einen EV-Anteil von 30 Prozent zu erreichen, verstärken sowohl das Konsumenteninteresse als auch die strategische Ausrichtung der Industrie.
Gleichzeitig gewinnen Marken wie BYD, Wuling und Chery Marktanteile, indem sie preislich attraktive EVs anbieten und mit gezielten Marketingkampagnen insbesondere jüngere und erstmalige Käufer ansprechen. Diese zunehmende Konkurrenz belebt den Markt und treibt die Verbreitung von Elektrofahrzeugen voran.
Großhandelsverkäufe von BEV, HEV und PHEV nach Marken in Indonesien
Januar – April 2025
Quelle: GAIKINDO
Investitionsschub bei E-Fahrzeugen
In den letzten Jahren hat Indonesiens Automobilbranche insbesondere im EV-Bereich einen deutlichen Investitionsschub erlebt, während globale Hersteller ihre Präsenz im Land ausbauen. Besonders hervorzuheben ist BYDs Investition in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar in ein EV-Werk in Subang, West-Java, das eine jährliche Produktionskapazität von 150.000 Einheiten erreichen und rund 18.000 Arbeitsplätze schaffen soll.
Darüber hinaus haben Hyundai und LG Energy Solution ein Joint Venture zur Errichtung der ersten Batterieproduktionsstätte Indonesiens in Karawang mit einem Volumen von 1,1 Milliarden US-Dollar gegründet. Die Produktion soll insbesondere Hyundai- und Kia-Modelle unterstützen – der Großteil davon für den Export nach Südkorea und Indien. Auch Suzuki kündigte Investitionen in Höhe von 5 Billionen IDR (rund 305 Millionen US-Dollar) an, um seine Fertigungskapazitäten auszubauen. LG setzt damit weiter auf Indonesien, auch wenn es sich aus dem wesentlich größeren geplanten E-Batterienwerkprojekt im Land kürzlich überraschend zurückzog, aber umgehend durch die chinesische Huayou ersetzt wurde.
Die indonesische Regierung spielt eine zentrale Rolle bei der Anwerbung dieser Investitionen – unter anderem durch Steuerbefreiungen auf Luxussteuern für EVs und reduzierte Importabgaben. Mit globalen Herstellern wie BYD, Hyundai und Ford, die ihre Aktivitäten verstärken, positioniert sich Indonesien zunehmend als bedeutender Knotenpunkt für die EV-Produktion in Südostasien – gestützt durch eine strategische Lage und staatliche Maßnahmen zur Förderung grüner Mobilität und industriellen Wachstums.
Ausblick: Vielversprechende Perspektiven für das Restjahr 2025
Trotz kurzfristiger Herausforderungen wie hohen Zinssätzen und anhaltender Unsicherheit auf den Weltmärkten bleiben die langfristigen Perspektiven der Branche positiv. Das stetige Wachstum bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen – flankiert von einem kontinuierlichen Ausbau öffentlicher Ladestationen und gezielten Subventionen – dürfte eine langsame, aber stabile Erholung begünstigen. Steuererleichterungen und Anforderungen an den lokalen Produktionsanteil (TKDN) regen zudem die Lokalisierung der Fertigung an und unterstützen damit das Regierungsziel, ein vollständig integriertes EV-Ökosystem aufzubauen.
Marktanalysten gehen davon aus, dass der Großhandelsabsatz im Jahr 2025 zwischen 900.000 und 950.000 Einheiten erreichen könnte – vorausgesetzt, das wirtschaftliche Umfeld bleibt stabil und es kommt nicht zu drastischen Erhöhungen der Kraftstoffpreise. Das Verbrauchervertrauen scheint sich langsam zu erholen, und die Branche ist gut positioniert, um vom wachsenden Einkommen der Mittelschicht und den Urbanisierungstendenzen im Land zu profitieren.
Originalartikel